SPD Landtagsfraktion Mecklenburg Vorpommern

Johannes-Stelling-Preis

Die SPD-Landtagsfraktion Mecklenburg-Vorpommern verleiht den Johannes-Stelling-Preis seit 2006. Damit möchte sie an das Wirken des von den Nazis ermordeten Sozialdemokraten Johannes Stelling erinnern sowie Bürgerinnen und Bürgern als auch Institutionen des Landes für ihr couragiertes Verhalten und bürgerliches Engagement würdevoll danken. Eine fachkundige Jury wählt aus den eingereichten Vorschlägen die Preisträgerin bzw. den Preisträger aus.

Wer war Johannes-Stelling

Johannes Stelling wurde am 12. Mai 1877 in Hamburg geboren. Er war gelernter Handlungsgehilfe. 1901 zog er nach Lübeck um, wo er in die SPD eintrat. Sein dortiges Leben war durch seine Arbeit als Redakteur für den „Lübecker Volksboten“, den Vorsitz in der Gewerkschaft der Handels- und Transportarbeiter Lübecks und die Abgeordnetentätigkeit in der Lübecker Bürgerschaft geprägt. In dieser Zeit engagierte er sich besonders für die sozialen Belange der ärmeren Schichten der Bevölkerung. 1919 wurde Johannes Stelling in die Nationalversammlung gewählt. Von 1920 bis 1933 gehörte er dem Reichstag an und stimmte gegen das Ermächtigungsgesetz. Des Weiteren war er 1919 Innenminister und von 1921 bis 1924 Ministerpräsident des in der Revolution neu geschaffenen Freistaates Mecklenburg-Schwerin. 1924 verließ Johannes Stelling Mecklenburg und wurde Sekretär des Parteivorstandes in Berlin. Ende der Zwanzigerjahre arbeitete er vorrangig gegen den sich permanent verstärkenden Nationalsozialismus. Johannes Stelling wurde eines der ersten Opfer der sogenannten „Köpenicker Blutwoche“ im Juni 1933. Er wurde in der Nacht vom 21. zum 22. Juni nach Misshandlungen und Folterungen von der SA ermordet


Preisträger des Johannes-Stelling-Preises 2024

Hauptpreis: Tino Bartos alias Ostmaul
Tino Bartos, besser bekannt als Ostmaul, ist ein engagierter Rapper und Produzent aus Rostock, der durch seine Seawolves-Hymne bekannt wurde. Er zeigt Rap als Medium auf, um positive Botschaften zu vermitteln und sich sozial zu engagieren. Bartos organisiert seit 2016 regelmäßig Rap- und Musik-Workshops für benachteiligte Jugendliche in Rostock und strukturschwachen Regionen Mecklenburg-Vorpommerns. Überzeugt davon, dass Rap ein effektiver Weg ist, Jugendliche zu erreichen, trägt er zur Prävention von Jugendkriminalität und zur Förderung der Integration bei. Seine Projekte richten sich oft an junge Menschen, die ein erhöhtes Risiko haben, rechtsextremen Gedanken zu verfallen, und bieten ihnen alternative Räume und Perspektiven. Bartos ist eng mit sozialen Einrichtungen und Schulen verbunden und engagiert sich bei Veranstaltungen zu Themen wie Vielfalt und Demokratie. Ein besonderes Projekt ist sein wöchentlicher Musikworkshop im SOS-Kinderdorf in Grimmen, der sich an benachteiligte Menschen jeden Alters richtet und Wissen über das Umsetzen von Ideen und Meinungen in eigene Texte vermittelt. Beispielhafte Themen sind u.a Mobbing, Kinderrechte und Songs über Rostock

Ehrenpreis: Gudrun und Lorenz Sandhofe
Gudrun und Lorenz Sandhofe setzen sich intensiv für die Bewahrung der Erinnerungskultur ein, wobei ihr besonderes Augenmerk auf den ehemaligen jüdischen Bürgern und Bürgerinnen des Seebads Ueckermünde liegt. Lorenz Sandhofe arbeitet eng mit der Stadt zusammen, insbesondere bei der Vorbereitung und Durchführung des „Marsches des Lebens“. 
Während des dritten Marsches des Lebens in Krakow sprach Gudrun Sandhofe als Deutsche darüber, wie ihre Eltern und Großeltern in die Verbrechen und Ereignisse des Holocausts verwickelt waren. Anlässlich des sechsten Marsches des Lebens in Ueckermünde hielt sie eine eindrucksvolle Rede, die sie mit den eindringlichen Worten abschloss: „Nie wieder darf so etwas passieren!“
Durch ihr unermüdliches Engagement für die Erinnerungskultur setzen Gudrun und Lorenz Sandhofe ein starkes Zeichen gegen das Vergessen und mahnen eindringlich, dass die Lehren aus der Vergangenheit niemals in Vergessenheit geraten dürfen

Ehrenpreis: Pfadfinderbund Mecklenburg-Vorpommern (PBMV)
Der Pfadfinderbund Mecklenburg-Vorpommern (PBMV) ist ein engagierter Jugendverband, der sich der Förderung der Persönlichkeitsentwicklung, des solidarischen Miteinanders und des nachhaltigen Lebensstils verschrieben hat. Als Teil der weltweiten Pfadfinderbewegung bietet der PBMV Kindern und Jugendlichen in Mecklenburg-Vorpommern die Möglichkeit, durch Abenteuer, Zeltlager, Wanderungen, Workshops und soziale Projekte wertvolle soziale Kompetenzen zu entwickeln und verantwortungsvolles Handeln zu erlernen.
Der PBMV leistet einen wichtigen Beitrag zur ganzheitlichen Bildung junger Menschen und setzt sich aktiv gegen Hass und Hetze ein, indem er ein demokratisches, vielfältiges und tolerantes Miteinander fördert. Zu den zentralen Leistungen und Engagements des PBMV zählen die Förderung der Persönlichkeitsentwicklung und sozialer Kompetenzen, der Einsatz für Umweltschutz und Nachhaltigkeit, soziales Engagement und der Aufbau von Gemeinschaftssinn. Darüber hinaus fördert der PBMV die kulturelle und internationale Verständigung und bietet vielfältige und inklusive Angebote, die insbesondere durch das ehrenamtliche Engagement der Mitglieder getragen werden.
Durch seine Arbeit trägt der PBMV langfristig zur nachhaltigen Bildungsarbeit bei und stärkt das demokratische Bewusstsein und das gesellschaftliche Engagement der jungen Generation.

Ehrenpreis: SV Schiffahrt und Hafen Wismar 61 e.V.
Der SV Schiffahrt und Hafen Wismar 61 e.V. hat seinen Sitz im Stadtteil Kagenmarkt von Wismar und richtet sich an die Bewohnerinnen und Bewohner verschiedener Nationen dieses Viertels. In Kagenmarkt befindet sich auch die Gemeinschaftsunterkunft Haffburg, aus der viele geflüchtete Kinder den Weg zum Verein gefunden haben. Der Verein setzt sich unermüdlich für demokratische Grundwerte wie Vielfalt, friedliches Miteinander und Fairness ein, indem er diese Werte aktiv vorlebt. Engagierte ehrenamtliche Mitglieder holen Kinder und Jugendliche, die nicht eigenständig zum Training oder zu Turnieren kommen können, aus entlegenen Orten ab und organisieren Ausflüge mit den Familien, wie zum Beispiel Fahrten mit der Kogge, Kinderfeste und Sommercamps. Als ein seit Langem in Wismar etablierter Sportverein leistet der SV Schifffahrt und Hafen Wismar 61 e.V. somit einen wichtigen Beitrag zur Integration dieser Personengruppen.

Preisträgerinnen & Preisträger

2023: Birgit und Horst Lohmeyer „Jamel rockt den Förster“ 

Seit 2007 organisieren die Lohmeyers ein gegen Rechts gerichtetes Musikfestival auf ihrem Hof in Jamel. Eigentlich wollten sie in Jamel nur ihren Altersruhesitz finden, aber der Ort wurde von Neonazis gezielt als „nationalsozialistisches Musterdorf“ besiedelt. Trotz vieler Versuche, die Lohmeyers aus Jamel zu vertreiben, blieben die Lohmeyers und sehen es als ihre Lebensaufgabe an, ein Zeichen gegen völkische Indoktrinierung zu setzen. Das Musikfestival „Jamel rockt den Förster“ ist deutschlandweit bekannt. Und den Lohmeyers gelingt es immer wieder, die Größen der deutschen Musikszene für ihre Sache zu gewinnen. Dass ihre Idee, mit guter Stimmung für Demokratie zu werben, wirkt, zeigt sich unter anderem darin, dass das Festival seit Jahren ausverkauft ist, ohne dass vorab das Lineup bekannt ist.

2022: Bündnis „Wage Mut“

Das Bündnis ist in Groß Krams aktiv und engagiert sich für ein friedliches Dorfleben ohne Anfeindungen oder Hass und leistet Widerstand gegen demokratiegefährdende Bestrebungen, Völkische Siedler und Neonazis. Das Bündnis beteiligte sich auch am "Lichtermeer für Solidarität" in Parchim, initiiert vom Verein für Flüchtlinge, Demokratie und Toleranz. Parchim e.V. In Ludwigslust organisierte das Bündnis eine Mahnwache für die Corona-Toten. Zusammen mit dem Schwester-Bündnis "Groß in Krams" stellte "Wage Mut" das Open-Air Landkino auf die Beine. Auch Flohmärkte und andere Aktionen organisieren beide Bündnisse gemeinsam. 

2021: Aktionsbündnis "8. Mai Demmin" - Gundula Meyer

Das Aktionsbündnis "8. Mai Demmin" findet auf Versuche von Rechtsextremisten, die tragischen Ereignisse in Demmin nach dem Krieg für sich zu vereinnahmen, kreative Antworten. Zudem strahlt das Bündnis weit über Demmin hinaus und steht für den Widerstand gegen alle Versuche rechter Geschichtsverdrehung. Das Bündnis hat es zudem geschafft, die Veranstaltung auf eine breite gesellschaftliche Basis zu stellen und bietet nicht nur am 8. Mai Aktionen an, sondern ist über das Jahr mit unterschiedlichen Initiativen präsent.
 

2019: Dr. Maher Fakhouri

Dr. Maher Fakhouri kam 1985 aus Syrien nach Rostock. Nach der Wende war er maßgeblich am Aufbau der Islamischen Gemeinde Rostock und der Gründung des Islamischen Bundes Rostock beteiligt. Seit seiner Gründung 1990 arbeitet Maher Fakhouri im interreligiösen Arbeitskreis Rostock mit. Er verteidigt in seinen Statements und Andachten stets die freiheitlich demokratische Grundordnung und tritt für einen dialogfähigen Islam ein. Vehement tritt er einem populistischen und rechtsextremen Islamhass entgegen.

 

2018: Teshome Toaspern

Teshome Toaspern, aus Äthiopien stammend, kümmert sich ehrenamtlich um Flüchtlinge und Asylbewerber. Über den Verein „Nirro=Leben“ organisiert er zudem Unterstützung für Not leidende Jugendliche und Familien in Äthiopien.
 

2017: Steffi Brüning

Steffi Brüning ist Gründerin des Bündnisses „Groß Klein für alle“. Insbesondere der Kampf gegen Rassismus und Gewalt in Groß Klein ist ihr ein besonderes Anliegen.

 

2016: Willkommenskultur Torgelow

2013 als Initiative für Integration und Weltoffenheit gegründet, bietet der Verein Deutschkurse, aber auch die Vermittlung von Praktika, Ausbildung und Arbeitsstellen für Flüchtlinge.
 

2015: Karen Larisch

Karen Larisch ist Gründerin des Familienzentrums „Villa Kunterbündnis“ in Güstrow. In verschiedenen Bündnissen ist sie gegen Rechts, für Flüchtlingshilfe und Familienarbeit aktiv.

 

2014: Europaschule Rövershagen
Schüler und Lehrer beschäftigten sich im Rahmen eines Projektes mit den Lebenswegen von Holocaust-Überlebenden. Höhepunkt war eine Vortragsreise mit Zeitzeugen aus Israel durch MV.
 

2013: Bündnis Vorpommern

Das Aktionsbündnis wird von Personen, Vereinen, Kirchen, Gewerkschaften, Unternehmen und Parteien getragen und engagiert sich gegen neonazistische Strukturen in Vorpommern.

 

2012: Bernd Meier

Bernd Meier entwickelte eine Veranstaltungsreihe, mit der die demokratische Kultur in und um die Stadt Usedom belebt werden soll. Er engagiert sich in verschiedenen Vereinen.
 

2011: William Wolf

Der ehemalige Landesrabbiner nahm den Preis stellvertretend für die „Ungenannten Zeitzeugen des Holocaust“ entgegen, die die Erinnerung an die Geschichte aufrechterhalten.

 

2010: Jutta Bressem

Jutta Bressem widmet sich in Vorpommern-Greifswald für die Verständigung von Menschen und Kulturen. Friedlich und ohne Institution im Rücken kämpft sie gegen Rechtsextremismus.
 

2010: Ulrich Höckner

Ulrich Höckner engagiert sich im Ort Bargischow. Als Bürgermeisterkandidat wurde er vom Heimatbund Pommern drangsaliert, verteidigte aber dennoch seine Haltung gegen Rechts.

 

2009: Kathrin Oxen

Als Initiatorin des Bützower Bündnisses für Demokratie und Toleranz hat sich Kathrin Oxen auch an einer Positionierung der Kirchen gegen Nazis zur Kommunalwahl 2009 beteiligt.
 

2008: Ute Lindenau

Ute Lindenau setzt sich als Bürgermeisterin von Lübtheen für Demokratie und Zivilcourage ein und zeigt trotz Anfeindungen und Sympathisanten mutig Flagge gegen rechte Parolen.

 

2008: Anneliese Knop

Anneliese Knop gehört zu den Initiatoren des Netzwerks für Demokratie & Toleranz „Neubrandenburg bleibt bunt“. Als couragierte Demokratin ist sie Vorbild für junge Menschen.
 

2007: Günther Hoffmann

Trotz Diffamierung und Attacken durch Rechtsextreme ist Günther Hoffmann ein engagierter Vorkämpfer für Demokratie und Toleranz in MV und über die Landesgrenzen hinaus.

 

2006: Fritz Kalf

Im von rechtsextremer Gesinnung geprägten Jamel führte Gägelows Bürgermeister Fritz Kalf einen mutigen Kampf gegen neue Nazis, um seine Gemeinde vor Übergriffen zu schützen