SPD Landtagsfraktion Mecklenburg Vorpommern
Jörg Heydorn: Betreuungsgeld ist frauenfeindlich, realitätsfremd und ungerecht



Vor dem Hintergrund der aktuellen Bertelsmann-Studie "Volkswirtschaftlicher Nutzen von frühkindlicher Bildung in Deutschland" hat der Sozialpolitik-Experte der SPD-Landtagsfraktion, Jörg Heydorn, heute noch einmal seine Auffassung zum geplanten Betreuungsgeld bekräftigt. Dieses schwarz-gelbe Vorhaben werde die Situation von Kindern armer Eltern verschärfen:

„In Mecklenburg-Vorpommern besuchen 98 %, also fast alle Kinder zwischen drei und sechs Jahren eine Einrichtung. Wenn das Betreuungsgeld der Bundesregierung eingeführt wird, würden wahrscheinlich viele sozial schwächere Familien ihre Kinder aus den Kitas nehmen. Dann haben sie nämlich 150 Euro zusätzlich im Portemonnaie. Denn Kita-Beiträge müssen gerade diese Eltern ja nicht entrichten. Und ob die zusätzlichen 150 Euro ausschließlich für frühkindliche Bildung verwendet werden, steht in den Sternen. Vielmehr steht zu befürchten, dass gerade diese Kinder, die ein frühes Bildungsangebot am dringendsten benötigen, von Bildungs- und damit Zukunftschancen ferngehalten werden. Offenbar machen die neue Familienministerin und ihre Bundeskanzlerin die heile Mittelstandsfamilie zum alleinigen Maßstab - mit gut verdienendem Haushaltsvorstand und treusorgender Mutter, die gerne für ein paar Jahre ihren Beruf aufgibt, um sich um den Nachwuchs zu kümmern. Abgesehen davon, dass dieses konservative Frauenbild zutiefst frauenfeindlich ist und so gut wie gar nichts mit der Lebenswirklichkeit der Frauen in Ostdeutschland zu tun hat: es ist ein Trauerspiel, wie die neue Bundesregierung die Chancengerechtigkeit armer Kinder mit Füssen tritt!“

Die Bertelsmann-Stiftung hatte in der vorliegenden Studie nachgewiesen, dass insbesondere Kinder aus sozial schwachen und bildungsfernen Elternhäusern von frühkindlicher Bildung profitieren würden. In diesem Zusammenhang hat der Vorstand der Bertelsmann-Stiftung das Betreuungsgeld als „bildungspolitischen Schildbürgerstreich“ bezeichnet.

Die zitierte Bertelsmann-Studie finden Sie unter:
http://www.bertelsmann-stiftung.de/bst/de/media/xcms_bst_dms_30351_30352_2.pdf