Dr. Norbert Nieszery/ Jochen Schulte: Rund 13.700 Beschäftige in Dienstleistungs- und Zulieferunternehmen erwirtschaften 3,7 Milliarden Euro Umsatz
Die SPD-Landtagsfraktion hat heute eine umfangreiche Studie zu Arbeitsplätzen und Wertschöpfung im Bereich der Erneuerbaren Energien in Mecklenburg-Vorpommern vorgestellt. Hierzu erklären der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Dr. Norbert Nieszery und der wirtschaftspolitische Sprecher, Jochen Schulte:
Dr. Norbert Nieszery:„Die wissenschaftliche Analyse des Hanseatic Institute for Entrepreneurship and Regional Development (HIE-RO) an der Universität Rostock belegt eindrucksvoll das Arbeitsmarkt- und Wertschöpfungspotential der Erneuerbaren Energien für Mecklenburg-Vorpommern.
Insbesondere der Ausbau der Windkraft ist eine einmalige wirtschaftspolitische Chance, indem sich Industrieunternehmen bei uns ansiedeln und wir zum Stromexporteur für die Industriegebiete im Süden und Westen Deutschlands werden. Damit besteht erstmalig für unser Land die Möglichkeit, in großem Umfang Wohlstand aus eigener Kraft zu generieren und in erheblichem Maße zum Gelingen der Energiewende beizutragen. Die Alternative zum Ausbau der regenerativen Energien sind Kohle und Atomstrom.
Uns ist bewusst, dass mit der Gestaltung der Energiewende auch Belastungen verbunden sind. Wir werden durch finanzielle Teilhabe, Wertschöpfung und breite Bürgerbeteiligung nicht jeden Protest auflösen. Bei den vorgetragenen Bedenken werden die Landesregierung und die regionalen Planungsverbände aber das Für und Wider vernünftig abwägen. Die Totalverweigerung eines Teils der Protestbewegung kann jedoch nicht die Grundlage der Diskussion sein. Wir wollen durch den Ausbau von erneuerbaren Energien eine wirtschaftliche Entwicklung vor Ort ermöglichen und somit jungen Menschen, die aus ökonomischen Gründen in andere Teile Deutschlands abgewandert sind, eine nachhaltige Perspektive bieten."
Jochen Schulte:
„Der Fokus der Studie lag nicht auf den Energieerzeugern, sondern auf den der Energieproduktion vorgelagerten Produktions- und Dienstleistungsbereichen in unserem Land. Allein in diesem Sektor wurden 578 Unternehmen identifiziert. Hinzu kommen 329 Unternehmen, die der direkten Energieproduktion zugeordnet werden konnten.
Das HIE-RO hat bei den Unternehmen im Bereich der Dienstleister und Zulieferer eine Gesamtbeschäftigung von ca. 13.700 Personen ermittelt. Dies entspricht einem Anteil an der Beschäftigung von 3,2 Prozent, wobei die Mehrzahl der Beschäftigten in den befragten Unternehmen überdurchschnittliche Bruttojahreslöhne zwischen 30.000 und 35.000 Euro bezieht und der relative Anteil an der Beschäftigung in den Hafenstädten Rostock und Wismar überdurchschnittlich hoch ist.
Der Gesamtumsatz für alle identifizierten Zuliefer- und Dienstleistungsunternehmen des EE-Sektors (ohne Energieerzeuger) beträgt nach vorsichtigen Schätzungen rund 3,7 Milliarden Euro. Interessant ist hierbei zudem, dass 75 Prozent der Unternehmen, die sich an der HIE-RO-Studie beteiligten, im Export aktiv sind.
Insgesamt verteilen sich sowohl die Produktionsstandorte als auch die Standorte der Zuliefer- und Dienstleistungsunternehmen recht homogen über das Land, verdichten sich allerdings besonders im Bereich der Windindustrie in den städtischen und küstennahen Standorten Rostock, Stralsund sowie rund um Schwerin.
Im Bereich Biogas sind Unternehmen, die sich auf die Planung, den Bau und Serviceleistungen spezialisiert haben, hauptsächlich in und um Rostock sowie in Neubrandenburg und um Güstrow und Schwerin anzufinden. Im Solarbereich sind dagegen die weit überwiegend handwerklichen Unternehmen in nahezu allen Regionen anzutreffen. Wertschöpfung findet also – wenn auch in unterschiedlichem Umfang - im gesamten Land statt.
Zusammenfassend bleibt festzustellen, MV belegt beim Ausbau der Erneuerbaren Energien bundesweit eine Spitzenposition. Arbeitsplatz- und Wertschöpfungspotentiale sind dabei aber längst nicht auf unser Land begrenzt. Insbesondere die Hersteller von Windkraftanlagen und deren Komponenten in MV partizipieren von der überregionalen und weltweiten Nachfrage. Der Facharbeitskräftemangel wird vor diesem Hintergrund bereits als übergreifendes Standortproblem wahrgenommen.
Innerhalb der Windkraftindustrie bestehen Entwicklungspotentiale sowohl in einem intelligenten Management der Hafenstandorte als auch in Systemen, die auf Produkt- und Prozessinnovationen gerichtet sind. Weitere Entwicklungsoptionen existieren in einem intelligenten Repowering und im Recycling von Windkraftanlagen. Für die überwiegend regional orientierten Unternehmer aller Sektoren liegen die Wertschöpfungspotenziale v.a. in der Schaffung intelligenter, dezentraler Versorgungssysteme."
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