Die SPD-Landtagsfraktion hat heute im Rahmen einer festlichen Veranstaltung zum nunmehr zehnten Mal den Johannes-Stelling-Preis verliehen. Die mit 2.000 Euro dotierte Auszeichnung geht in diesem Jahr an Karen Larisch für deren langjährige soziale und zivilgesellschaftliche Arbeit in Güstrow und im Landkreis Rostock.
In der Begründung der Auswahljury heißt es: „In der von der rechtsextremistischen Siedlungsbewegung besonders betroffenen Gegend rund um Güstrow ist die klare Haltung von Karen Larisch gegen die Neonazis beispielhaft. Die von ihr weitgehend koordinierte Unterstützungsarbeit für Flüchtlinge in Güstrow geht einher mit ihrer langjährigen Familienarbeit für sozial benachteiligte Kinder, Jugendliche und mit Schwierigkeiten aller Art kämpfenden Familien. In ihrem solidarischen Engagement für von rassistischer Gewalt oder Einschüchterung Betroffene lässt sie sich nicht beirren, auch wenn sie und ihre Familie schon mehrfach selbst zur Zielscheibe entsprechender Aktionen durch Kameradschaften und NPD-Politiker wurden.
In seiner Laudatio betonte Ministerpräsident Erwin Sellering: „Karen Larisch ist in ihrer Heimatstadt Güstrow seit vielen Jahren gesellschaftlich aktiv: in der Kommunalpolitik, im sozialen Bereich, im Bündnis für Familie. Dabei ist ihr Name ganz besonders mit dem Familien- und Begegnungszentrum Kunterbündnis verbunden. Dort hilft sie mit großem persönlichem Engagement sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen. Arbeitslose finden wertvolle Unterstützung. Und dort wird ganz aktuell Hilfe für die Flüchtlinge in der Stadt Güstrow organisiert.“
Mit Blick auf die persönlichen Attacken auf Karen Larisch und ihre Familie verdeutlichte Erwin Sellering: „Der Rechtsstaat darf niemals zulassen, dass diejenigen, die mit bewundernswerter Zivilcourage für ihn eintreten und ihn gegen seine rechtsextremen Feinde verteidigen, selbst zum Ziel persönlicher Angriffe werden. Vor allem aber braucht jede und jeder, die Gewissheit, dass er nicht allein ist, sondern Teil einer starken Gemeinschaft, die zu ihm steht und ihm den Rücken stärkt.“
Der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Dr. Norbert Nieszery, sagte in seiner Rede: „Es ist ein sehr gutes Zeichen, dass viele Menschen und Initiativen vor Ort aktiv werden und entschlossen für Demokratie, Solidarität und Toleranz eintreten. Wie wichtig dieses Engagement ist, zeigt die NPD-unterwanderte MVgida-Bewegung und diverse andere Aktivitäten der NPD, der Kameradschaften und der rechtsextremen Subkulturen. In unerträglicher Weise wird dort gegen Flüchtlinge gehetzt und es werden demokratische Institutionen diffamiert.
Leider können wir nicht alle vorgeschlagenen Projekte auszeichnen, obwohl es viele verdient hätten. Die Jury für den Stellingpreis muss eine Auswahl treffen. Aber ganz ohne Zweifel stehen die drei Nominierten verdientermaßen im Mittelpunkt und haben sich im Sinne des Johannes-Stelling-Preises vorbildlich engagiert!“
Den Festvortag der Preisverleihung hielt der ehemalige SPD-Bundesvorsitzende und Vizekanzler a. D., Franz Müntefering (SPD). Er hob in seiner Rede die Bedeutung des bürgerschaftlichen Engagements und der Solidarität mit Flüchtlingen, Minderheiten und Schwachen für eine lebens- und liebenswerte Gesellschaft hervor.
Außer Karen Larisch waren auch Reinhard Knaack und das Netzwerk Neue Nachbarn“ in Groß Lüsewitz für den Johannes-Stelling-Preis nominiert worden. Sie erhielten für ihre engagierte Arbeit jeweils einen Ehrenpreis.
Reinhard Knaack
Seit Jahren kämpft der ehrenamtliche Bürgermeister der Gemeinde Lalendorf standhaft und mutig gegen die rechte Szene in und um Lalendorf. Dabei zeigt er sich unbeeindruckt von persönlichen Diffamierungen und Drohungen der Rechtsextremisten. Als ‚Motor‘ zahlreicher zivilgesellschaftlicher Projekte in Lalendorf hat er maßgeblich dafür gesorgt, dass freiheitlich-demokratische Netzwerke entstanden sind und sich die rechte Szene zurückziehen musste.
„Netzwerk Neue Nachbarn“ Groß Lüsewitz
Die Initiative zur Integration von Flüchtlingen ist landesweit beispielgebend für gelebte Hilfsbereitschaft und eine Willkommenskultur vor Ort. Sie gründete sich spontan auf einer Einwohnerversammlung in Groß Lüsewitz zur bevorstehenden Aufnahme von Asylbewerbern. Durch das mutige und beherzte Auftreten mehrerer Teilnehmer/innen gelang es schnell, die negative Stimmung zu kippen und den Menschen, die Ängste vor dem vermeintlich Fremden zu nehmen. Sehr bald bildete sich ein Netzwerk Mit großem Erfolg werden mittlerweile Spenden gesammelt, z. B. Handtücher, Bettwäsche oder Schulsachen für die Kinder.
Einen Schwerpunkt der ehrenamtlichen Arbeit bildet die Vermittlung der deutschen Sprache. Jeden Montag und Donnerstag unterrichten Mitglieder des Netzwerks unentgeltlich Flüchtlinge aus Eritrea, Afghanistan, Tschetschenien oder der Ukraine. Mit den Schulen im Umkreis gibt es zudem die Absprache, dass die Kinder bereits zwei Wochen nach ihrer Ankunft die Schulbank drücken dürfen.“