Was bereits im Bereich der Lehrerbildung von der SPD-Fraktion erfolgreich eingefordert worden war, soll nun auch im Bereich der frühkindlichen Erziehung Fuß fassen: eine vernünftige bedarfsgerechte Planung der Ausbildungskapazitäten. Hintergrund ist unter anderem der Ausbau der Kindestagesförderung in den westlichen Bundesländern und die zu erwartende Abwerbung von Erzieherinnen und Erziehern aus dem Osten der Republik. Dazu kommt, dass in den nächsten Jahren vermehrt ältere Erzieherinnen und Erzieher in Rente gehen und die frei werdenden Stellen mit gut ausgebildeten Bewerber/innen nachbesetzt werden müssen.
Mit ihrem Antrag zur Einführung einer Ausbildungsplatzplanung für Erzieherinnen und Erzieher in Mecklenburg-Vorpommern (Drs. 5/2917) haben die Koalitionsfraktionen heute gefordert, dass im Zuge der Novellierung des Kindertagesförderungsgestzes (KiföG) ein Planungsverfahren entwickelt wird, damit in Zukunft ausreichend viele und gut qualifizierte Erzieherinnen und Erzieher zur Verfügung stehen. Konkret soll das Land zukünftig ein bedarfsgerechtes Angebot an Ausbildungsplätzen für Erzieherinnen und Erzieher für Elementarpädagogik sichern und eine entsprechende Bedarfsplanung einführen. Es soll zudem dafür gesorgt werden, dass die vorhandenen Ausbildungskapazitäten an den ermittelten Bedarf angepasst und darüber hinaus ausreichende Fort- und Weiterbildungen vorgehalten werden. Das Bildungsministerium soll anschließend über die Ergebnisse regelmäßig im Sozial- und Bildungsausschuss berichten.
SPD-Sozialexperte Jörg Heydorn nannte den Antrag beispielhaft für konsistente Politik. Durch den Ausbau der Kindertagesbetreuung in Westdeutschland bestehe die reale Gefahr, dass junges und mobiles Fachpersonal aus dem Osten abwandere und das verbleibende Personal langsam überaltere. Was bei Lehrerinnen und Lehrern in Sachen Bedarfsplanung üblich sei, müsse deshalb auch für Erzieherinnen und Erziehen eingeführt werden. Im Übrigen sei der Antrag nur ein Ausschnitt aus dem umfangreichen sozialdemokratischen Forderungskatalog im Bereich der Erzieherinnen- und Erzieherausbildung. So strebe man unter anderem auch eine Verkürzung und Modularisierung der Ausbildung auf Grundlage der Bildungskonzeption an.
CDU-Bildungsminsiter Henry Tesch nannte Qualifaktion und soziale Kompetenzen der Erzieher/innen extrem wichtig. Dazu gehörten Emphatie und die Fähigkeit, frühkindliche Entwicklungsprozesse sachgerecht zu begleiten. Dabei seien bereits entscheidende Schritte gegangen worden, zum Beispiel durch die Akademisierung der Leitungsebene. Allerdings sei Deutschland erst dabei, den Anschluss an europäisches Niveau zu erreichen. Bezüglich der von Heydorn erwähnten Reformen in der Ausbildung verwies der Minister auf die Rahmenvereinbarungen innerhalb der Kultusministerkonferenz: eine einseitige Verkürzung der Ausbildungszeiten sei nicht ohne Gefahr für die bundesweite Anerkennung von Abschlüssen möglich.
Torsten Koplin (DIE LINKE), nach eigenem Bekunden inzwischen begeisterter Opa, bat die Koalitionäre nicht nur um gemeinsame Absprachen zu solchen durchaus zustimmungsfähigen Themen, sondern äußerte auch den Vorwurf des Plagiats. Seiner Auffassung nach schmücke sich die Koalition mit fremden Federn, da es bereits einen ähnlich lautenden Antrag der LINKEN gegeben hätte. FDP-Sozialexperte Ralf Grabow witterte in dem Antrag die Gefahr, die Vorlage des novellierten Kifögs durch das Hinzufügen neuer Problemfelder weiter zu verzögern. Zudem bemängelte er, dass zu wenig Geld für die Umsetzung des derzeitigen Kifög bereit gestellt würde, was ihm eine saftige Entgegnung Jörg Heydorns einbrachte, der die verheerenden Auswirkungen von schwarz-gelben Steuersenkungsplänen auf die zukünftige Ausgestaltung von Kinderbetreuungsangeboten geißelte.
Dem Antrag wurde mit den Stimmen der Koalition zugestimmt, FDP und LINKE enthielten sich.