Tue Gutes und rede darüber. Diese alte Marketing-Weisheit gilt nicht nur für die Wirtschaft, sondern auch im öffentlichen Bereich. Über die Art und Weise der Vermarktung eines anerkannten Weltnaturerbes gibt es derweil nicht nur Einigkeit. Dabei liegen die Auffassungen der politischen Akteure im Grunde gar nicht so weit auseinander.
Mit ihrem Antrag >UNESCO-Weltnaturerbe „Buchenurwälder der Karpaten und Alte Buchenwälder Deutschlands“< (Drs. 6/253) haben die Koalitionsfraktionen die Regierung heute aufgefordert, die touristischen Potenziale des Weltnaturerbestatus' naturschutzgerecht zu entwickeln. Die Anerkennung der ausgewählten Buchenwälder im Nationalpark Jasmund und im Müritz-Nationalpark als Weltnaturerbestätten sei ein großer Erfolg für den Naturschutz in Mecklenburg-Vorpommern und müsse der Öffentlichkeit nun auch vermittelt werden. Hintergrund: Am 25. 06. 2011 wurden von der UNESCO „Alte Buchenwälder“ im Nationalpark Jasmund und im Müritz-Nationalpark in die Liste des Welterbes eingetragen. Zusammen mit drei weiteren Buchenwäldern in Deutschland bilden sie mit dem seit 2007 bestehenden UNESCO-Weltnaturerbe „Buchenurwälder der Karpaten“ eine gemeinsame Stätte. Auf der Weltnaturerbeliste stehen bereits der Yellowstone Nationalpark, die Viktoria-Wasserfälle und die Galapagos-Inseln.
Thomas Krüger von den Sozialdemokraten erläuterte zunächst das Konzept der seit 1972 bestehenden UNESCO-Welterbekonvention. Leitidee der UNESCO sei dabei der Frieden sowie geistige und moralische Solidarität - ein hohes Gut also, das auch beinhalte, physikalische und biologische Naturschätze für künftige Generationen zu sichern. Deshalb bedürfe es eines Konzeptes, um die nunmehr erreichte offizielle Anerkennung der Buchenwälder als Weltnaturerbe öffentlich zu vermitteln und deren Bedeutung für den Tourismus und die Imagebildung Mecklenburg-Vorpommerns als Natur- und Gesundheitsland zu nutzen. Den Änderungsantrag der Grünen mit der Forderung nach mehr Personal müsse man mit Blick auf die Haushaltsziele allerdings ablehnen. Auch die Ausweitung der zu schützenden Flächen lehne die SPD ab - schon jetzt hätten 35 % der Landesfläche Schutzstatus.
Dr. Mignon Schwenke von der LINKEN nannte den Antrag überflüssig, er unterstelle Konzeptlosigkeit, obwohl im Antragsverfahren bereits umfangreiche Managementpläne erarbeitet worden seien. Insofern sei der Antrag auch ein Schlag ins Gesicht der im Naturschutz Tätigen. Außerdem hätten sich schon vor vier Monaten Vertreter aller Naturerbe-Träger aus der Ukraine, der Slowakei und Deutschland getroffen, um ihre Konzepte abzustimmen. Das Problem läge derzeit vielmehr in der Personalausstattung für die Umsetzung des aufwändigen Naturerbemanagements. Zur Finanzierung wäre eine Naturerbeabgabe ähnlich der Kurtaxe denkbar. Auch ein verbessertes Miteinader von Landesmarketing und Tourismusverband wäre von Vorteil. In der Hoffnung auf diesbezügliche Veränderungen werde man dem Antrag der Koalition, aber auch dem Änderungsantrag der Grünen zustimmen
Dr. Ursula Karlowski von den Grünen betonte noch einmal die besondere Verantwortung Deutschlands. Immerhin stünde ein Viertel des weltweiten Rotbuchenwaldes in Deutschland. Den tourismuslastigen SPD-Forderungen würden die Grünen gern weitere Maßnahmen hinzufügen. So dürfe es keine vom Menschen gesteuerte Veränderung in den Wäldern geben, dazu gehörten das Verbot neuer Wege, das Unterbinden von Verkehrssicherungsmaßnahmen in den Urwäldern sowie die Orientierung auf sanften Tourismus. Nur so und durch das weitere Hinzufügen von Schutzflächen könne man Konflikte zwischen Tourismus und Naturschutz vermeiden.
Umweltminister Dr. Till Backhaus freute sich darüber, das MV das einzige Bundesland sei, dass heute über zwei Naturerbestätten verfüge. Er griff insbesondere LINKEN-Rednerin Dr. Schwenke an: Jetzt wieder mehr Personal zu fordern, sei nicht nur der Versuch das Land, in neue Schulden zu treiben, sondern auch eine kleinkarierte Diskussion angesichts der Dimension des Themas. Immerhin stünde das Land in Sachen Weltnaturerbe jetzt auf einer Stufe mit der Serengeti oder den Galapagos-Inseln. Im Übrigen seien auch die Befürchtungen der Grünen fehl am Platze. Die gewürdigten Buchenwälder stünden in den Kernzonen der Nationalparke des Landes. Dort hätten schon seit Jahren keine Eingriffe mehr durch den Menschen stattgefunden, man spreche auch von so genannter Nullnutzung. Abschließend würdigte Backhaus die Arbeit der Naturschutzverbände, insbesondere der WWF habe sich als großartiger Sachwalter der Naturparks erwiesen.
Burkhard Lenz von der CDU schilderte eigene Erfahrungen. Er selbst biete seit 1994 Führungen durch den Nationalpark auf Rügen an. Er könne entgegen indirekt geäußerter Zweifel versichern, dass die Führungen nur von qualifiziertem Personal durchgeführt würden. Es wäre im Übrigen nicht gut, wenn die Besucher der Parks nur einseitig informiert würden, stichelte er gegen die Vertreter der Grünen.
Der Ursprungsantrag von SPD und CDU erhielt die Stimmen aller Demokraten. Der Änderungsantrag der Grünen wurde von den Koalitionären hingegen abgelehnt.