Heute hat die IG Metall Küste die Zwischenergebnisse einer Studie für die Windenergiebranche zusammen mit der Hand-Böckler-Stiftung während der Husum Wind vorgestellt. Dazu erklärt Jochen Schulte, wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion:
„Windenergie und darauf beruhende klimaneutrale Treibstoffe haben das Potential, erneut zum Zukunfts- und Wirtschaftsmotor für die maritime Industrie bei uns im Norden zu werden. Das zeigen die heute vorgestellten Zwischenergebnisse sehr klar. Damit ist auch unsere Position in Mecklenburg-Vorpommern bestätigt, die Energiewende als größte wirtschaftspolitische Chance der Nachwendejahre zu begreifen. Jetzt müssen wir diese Chance letztlich nutzen.
Was wir dafür brauchen sind an erster Stelle verlässliche und langfristige Vorgaben für den Ausbau der Windenergie an Land und auf See. Hier hat die Bundesregierung in den zurückliegenden Jahren ihre Hausaufgaben nicht gemacht. Jüngstes Beispiel für den Weg in eine klimaneutrale Wirtschaft der Zukunft ist die Ankündigung der Maersk-Reederei, eine der größten Containerreedereien der Welt, acht große Containerschiffe zu bestellen, die auch mit ‚grünem‘ Methanol fahren können. Die Schiffsneubauten sollen die jährlichen CO2-Emmissionen der Maersk-Flotte um eine Million Tonne reduzieren. Hier zeigt sich, dass der Weg in eine klimaneutrale Zukunft bei den Unternehmen schon längst in Angriff genommen wird und welche Potentiale sich für den gesamten Norden bieten könnten. Damit diese und andere Umstellungen in eine klimaneutrale Zukunft unserer Wirtschaft aber tatsächlich gelingen können, bedarf es eines deutlichen und verlässlichen Ausbaus gerade der Windenergie.
Verlässlichkeit ist die Basis für unternehmerische Investitionen und letztlich für gute tarifliche Entlohnung. Das Hin und Her unionsgeführter Bundesregierungen beim Thema erneuerbare Energien hat uns bereits viel Vertrauen und zu viele Arbeitsplätze gekostet – auch in Mecklenburg-Vorpommern. Jetzt gilt es, die gemeinsamen Potenziale der Windindustrie, des Schiffsbaus und der gesamten maritimen Wirtschaft, aber auch neuer Wirtschaftsfelder wie der Produktion von nicht fossilen Treibstoffen und Energieträgern wie Wasserstoff aus erneuerbaren Energien in Mecklenburg-Vorpommern zu erschließen. Gerade für die maritime Industrie bei uns im Land und damit für die MV Werften bieten sich Riesenchancen. Je stärker die Nachfrage nach klimaneutralen Treib- und Brennstoffen, je besser der Ausbau der Windenergie auf See an Fahrt aufnimmt, desto höher wird der Bedarf für Konverter-Plattformen. Als Faustformel gilt: Je zwei Gigawatt Leistung wird eine Plattform gebraucht.
Die MV-Werften verfügen neben der ausgezeichneten Expertise für den Schiffsbau auch über die für den Bau solcher Plattformen. Bereits in der Vergangenheit hatten die heute zur Werftgruppen gehörenden Werften sich neu positioniert, weg vom reinen Serienschiffbau, auch hin zur zusätzlichen Fertigung extrem anspruchsvoller Offshore-Strukturen. Nachdem der Ausbau der Offshore-Windkraft in der Nordsee und damit der Bedarf an entsprechenden Anlagen zwischendurch stockte, könnte dieser Zweig bei den MV Werften erneut durchstarten. Dazu liegt das Bekenntnis der Konzernleitung vor. Sie kann sich vorstellen, einen groß angelegten Industriepark für Grüne Energie zu schaffen. Am Standort Rostock sind Flächen mit Trockendeck und teils Überdachungen vorhanden. Also beste Voraussetzungen.
Was es jetzt braucht, um unserem maritimen Industriestandort diese Chance zu eröffnen, ist eine Bundesregierung, die Verständnis und echtes Interesse an der wirtschaftlichen Entwicklung des gesamten Nordens hat; eine Bundesregierung, die schnell Planungssicherheit für die Offshore-Windenergie herstellt und die die Finanzierung absichert. Damit könnten die nächsten großen Offshore-Windparks ab Mitte der 2020er Jahre ans Netz gehen. Und genau dieses Vorgehen sichert gut bezahlte Arbeitsplatze bei uns in Mecklenburg-Vorpommern, zahlt in eine nachhaltige Wirtschaft ein und das auf längere Sicht. Dass wir dabei auf Olaf Scholz setzen, wird niemanden verwundern.
Wir als Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten im Landtag und in Regierungsverantwortung stehen zu den MV Werften und zu den für unser Land wichtigen Arbeitsplätze in der maritimen Industrie. Sie sind das Herz der maritimen Industrie. Wenn das Herz gesund schlägt, wirkt sich das gut auf die Zukunft Tausender Menschen und Familien aus, die unmittelbar in den Werften beschäftigt sind oder bei Zulieferbetrieben. Darum freue ich mich, dass die MV Werften Ideen über 2024 hinaus vorlegen und den grünen Zukunftsmarkt wieder für sich erschließen wollen. Dass es dem Konzern ernst ist, zeigen die jetzt abgeschlossenen und wichtigen strukturellen und personellen Veränderungen bei den MV Werften. Das Unternehmen MV GreenEnergy ist am Markt und Dr. Herbert Aly als Geschäftsführer benannt. Zudem ist die Chefetage der MV Werften neu geordnet, jetzt ist auch Colin Au, Vizechef des Mutterkonzerns Genting Hong Kong, mit an Bord.“
15. September 2021