SPD Landtagsfraktion Mecklenburg Vorpommern
Julian Barlen: „Versorgung in der Fläche erfordert integrierte, regionale und bevölkerungsbezogene Versorgungskonzepte"

In der heutigen Sitzung der Enquete-Kommission „Älter werden in Mecklenburg-Vorpommern" präsentierte der Gutachter HGC GesundheitsConsult seine Analyse zur "Sicherung der medizinischen Versorgung". Hierzu erklärt Julian Barlen, Sprecher der SPD-Landtagsfraktion für Gesundheitspolitik und Obmann in der Enquete-Kommission:

„Unser Anliegen ist es, die medizinische und pflegerische Versorgung in M-V langfristig und auch in solchen Regionen zu sichern, die besondere demographische Herausforderungen zu meistern haben. Um dieses Ziel zu erreichen, brauchen wir auch zukünftig alle Fachkräfte und Anbieter im ambulanten und stationären Bereich.

Die schon heute knappen personellen und finanziellen Ressourcen müssen zukünftig jedoch noch effizienter eingesetzt werden. Dogmatische Reflexe – das hat die Debatte in der heutigen Enquete-Sitzung klar gezeigt – sind zur Lösung dieser wichtigen Aufgabe nicht hilfreich. Vielmehr müssen wir gemeinsam mit der Landesebene, den Kommunen, den Krankenkassen und den Leistungserbringern die beste Lösung finden. Das Gutachten enthält ganz in diesem Sinne zahlreiche interessante Anregungen.

Wenn es z. B. darum geht, neue Ärzte im ländlichen Raum anzusiedeln, geht es in erster Linie um die Rahmen- und Arbeitsbedingungen. Um hier zu Verbesserungen zu kommen, sollten mit Nachdruck integrierte, regionale und bevölkerungsbezogene Versorgungskonzepte angestrebt werden. Telemedizinische Anwendungen kommen hierbei genauso zum Tragen, wie die poliklinische Idee der "Gemeinde-Gesundheits-Zentren", die laut Gutachten übrigens sogar solche Gebiete zusätzlich versorgen sollen, die schon heute nicht erreicht werden.

Neben der Notfallversorgung könnten diese "Kleinkrankenhäuser" verstärkt Aufgaben übernehmen, die wichtig für die Versorgung im dünn besiedelten ländlichen Raum sind. Da in den Kleinkrankenhäusern verschiedene Ärztegruppen ansässig sind, eignen sie sich für die Durchführung von geriatrischen Komplexbehandlungen und als zentraler Standort für Apotheken, Therapeuten, Pflegedienste und neu einzurichtende Pflegestützpunkte. Sie können den ambulant arbeitenden Medizinern aus der Region Praxen, Geräte oder Operationssäle zur Verfügung stellen. Gleichzeitig werden sie Ärzte und Therapeuten anstellen, die auch in der ambulanten Versorgung mitwirken. Vielen jungen Medizinerinnen und Medizinern gilt ein Anstellungsverhältnis als attraktiver und familienfreundlicher als die Übernahme einer Praxis als Landarzt.

Ein weiterer Baustein einer zukunftsfesten medizinischen Versorgung gerade in einem ländlich geprägten Bundesland wie M-V wird die Telemedizin sein. Der sinnvolle Einsatz für das Monitoring der Patienten oder den Austausch mit Kollegen sparen Zeit für lange Wege ein, die der Behandlung von Patienten zu Gute kommt. Deshalb wurden in unserem Land bereits viele Initiativen zur Telemedizin, wie z. B. die ‚Gemeindeschwester Agnes' oder die Einführung einer elektronischen Fallakte angestoßen und mit Landesmitteln in Millionenhöhe gefördert. Der Telemedizin-Beirat soll u. a. bestehende Anwendungen erfassen, vernetzen und Unterstützungsmaßnahmen definieren. Das muss dringend fortgesetzt werden."

Hintergrund:
Die Enquete-Kommission „Älter werden in Mecklenburg-Vorpommern" wurde vom Landtag eingesetzt, um politische Maßnahmen zur Anpassung an die älter werdende Gesellschaft zu empfehlen. Sie setzt sich aus elf Mitgliedern des Landtages und zehn externen Fachleuten zusammen und tagt öffentlich. In den sechs Themenfeldern „Wohnen im Alter", „Alter und Gesundheit/Pflege", „Mobilität im Alter", „Bildung/Arbeit", Bürgerschaftliches Engagement/Gesellschaftliche Teilhabe" und „Infrastruktur" erarbeitet die Kommission auf Grundlage von wissenschaftlichen Gutachten und im Dialog mit den zuständigen Ministerien und Experten aus der Praxis Vorschläge für eine zukunftsfeste Seniorenpolitik.

Kontakt
  • Fraktionsvorsitzender
  • Sprecher für Strategien für Demokratieförderung und Extremismusbekämpfung