Zur Debatte über den Fachkräftemangel im Gastgewerbe erklärt Jochen Schulte, wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Landtag Mecklenburg-Vorpommern:
„Wer meint, im Gastgewerbe den Arbeitskräftemangel nur über Zuwanderung aus dem Ausland beheben zu können, springt zu kurz. Dass Personal im Gastgewerbe in Mecklenburg-Vorpommern knapp ist und händeringend gebraucht wird, ist lange ein Fakt. Seit Ausbruch der Corona-Pandemie scheint sich die Situation aber dramatisch zu zuspitzen. Aus Gesprächen mit der Tourismusbranche und Gewerkschaften ist zu hören, dringend gebrauchte qualifizierte Kräfte seien bereits vor Monaten in andere Branchen abgewandert. Damit ist es eigentlich schon fünf nach zwölf, um die missliche Lage in den Griff zu bekommen.
Die Lösung des Personalmangels ist alles andere als einfach. Aber wer als Mitarbeiterin oder Mitarbeiter im Hotel- und Gaststättengewerbe in erheblichem Maße dazu beiträgt, dass Menschen mit ihrem Urlaub in unserem Land die schönsten Wochen des Jahres hier genießen können, kann zurecht erwarten, dass seine Arbeit Respekt und Anerkennung erhält. Deswegen war die Einigung auf den Entgelttarifvertrag zwischen Dehoga und NGG ein guter und wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Nur bleibt bei vielen Beschäftigten in unserem Land hiervon wenig hängen, da sie oft ohne Tarifvertrag und zu deutlich niedrigeren Löhnen als dem Tariflohn angestellt sind.
Wer daher ernsthaft auf Dauer etwas für die Steigerung der Attraktivität des Hotel- und Gaststättengewerbes für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer tun will, muss dafür sorgen, dass der Tarif tatsächlich in der Fläche ankommt. Um vorhandene Fachkräfte zukünftig wieder zu halten oder neue zu gewinnen, müssen Arbeitsstellen attraktiv und gut bezahlt sein, sie müssen auch Zeit für Freizeit und Familie ermöglichen. Ein Schritt in diese Richtung wäre, den bestehenden Entgelttarifvertrag zwischen Dehoga und NGG für alle Betriebe und Beschäftigen des Hotel- und Gaststättengewerbes für allgemeinverbindlich zu erklären. Im Interesse des Landes und um den Fachkräftebedarf einer ganzen Branche zu sichern, wäre das sicherlich angebracht. Danach wäre ein zweiter Weg gegebenenfalls auch die Akquise von Fachkräften aus dem Ausland. Aber auch die wollen auf Dauer gute Löhne für ihre geleistete Arbeit.“
16. August 2021