SPD Landtagsfraktion Mecklenburg Vorpommern
Sylva Rahm-Präger: Lebensmittelverschwendung vor allem im Privatbereich reduzieren - Hohe Standards bei Lebensmittelsicherheit nicht gefährden- Wertschätzung für Lebensmittel durch Bildung steigern
Zum Antrag Antrag der Fraktionen der FDP und Bündnis 90/Die Grünen „Lebensmittelverschwendung entgegentreten“ erklärt die Sprecherin für Ernährungspolitik Dr. Sylva Rahm-Präger:
„Lebensmittelverschwendung ist ein großes Thema in unserer Gesellschaft, so werden in Deutschland jährlich 12 Millionen Tonnen Lebensmittel im Wert von 20 Milliarden Euro verworfen - davon entfallen 12 % auf die Landwirtschaft, 18 % auf die Verarbeitung, 14 % auf die Außer-Haus-Verpflegung, aber 50 % auf den privaten Haushalt und nur 6 % aus dem Lebensmitteleinzelhandel.

Das Thema nur aus dem Blickwinkel des Strafrechtes zu diskutieren, greift also zu kurz, denn es geht auch um Auswirkungen auf das Klima und die Umwelt, um Standards der Lebensmittelsicherheit und der Hygiene. Zu einem Hygienekonzept gehören z.B. die Sicherung des Betriebsgeländes gegen Unbefugte und die Sicherung des Abfalls zur Vermeidung von Schadnagern. Und zur Lebensmittelsicherheit gehört, dass verdorbene Ware oder Ware aus Rückrufaktionen natürlich nicht zugänglich sein darf, um Menschen gegen Gefahren des Verzehrs zu schützen – auch Menschen, die vielleicht in guter Absicht containern.

Und noch ein Wort zum Mindeshaltbarkeitsdatum (MHD). Ein Reizthema, da den Verbrauchern immer wieder suggeriert wird, dass man ein solches Mindesthaltbarkeitsdatum eigentlich nicht bräuchte. Das mag für einige Konserven bis zu einem gewissen Grad auch zutreffen. Aber für frische Lebensmittel wie Wurst, Fisch und Milchprodukte ist das MHD ein im Stresstest getestetes Datum. Das heisst, dass ein paar wenige Tage Sicherheit eingepreist sind, aber mehr auch nicht.

Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz sind ein hohes Gut, und um dieses Gut täglich zu sichern, arbeiten die Erzeuger und Händler von Lebensmitteln in ganz Europa nach hohen Standards. Die Senkung dieser Standards hat nichts mit der Rettung von Lebensmitteln zu tun. Das ist aus meiner Sicht unverantwortlich.

Mein Fazit: Reststoffverwertung und Vermeidung von Lebensmittelverschwendung ist ein großes Thema, aber nicht auf diese Art und Weise. Und der größte Apell sollte an die privaten Haushalte gehen – 50% aller Lebensmittelabfälle entstehen in den privaten Haushalten – also erst gekauft und dann entsorgt. Und hier hilft nur Bildung und Wertschätzung von Lebensmitteln!“
  • Sprecherin für Bioökonomie, Ernährungs- & Gesundheitswirtschaft, Agrar-, Umweltpolitik
  • Wirtschaftsausschuss und Agrarausschuss