SPD Landtagsfraktion Mecklenburg Vorpommern

Birgit und Horst Lohmeyer aus Jamel gewinnen mit ihrem Musik- und Kulturfestival „Jamel rockt den Förster“ den Johannes-Stelling-Preis 2023 der SPD-Landtagsfraktion MV. Der Preis wurde am Dienstag im Beisein von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig und des SPD-Bundesvorsitzenden Lars Klingbeil im Theaterfoyer des Mecklenburgischen Staatstheaters Schwerin verliehen. Die weiteren Ehrenpreisträger 2023 sind die Initiative „Jugend spricht“ aus Rostock, Anja Baum und Dr. Kathleen Haack sowie der Fußballverein Kickers JuS 03 e. V. aus Stavenhagen.

Der Mut von Birgit und Horst Lohmeyer stand im Mittelpunkt der Laudatio von Manuela Schwesig auf die diesjährigen Preisträger des Johannes-Stelling-Preises. „Davor, dass ihr euch nicht aus eurer Heimat von Nazis habt vertreiben lassen, davor habe ich allergrößten Respekt.“ Das Forstrock-Festival in Jamel zeige, dass es sich lohne, für eine freie Gesellschaft und gegen rechte Umtriebe zu kämpfen. „Liebe Birgit, lieber Horst: Bleibt mutig, bleibt standhaft. Ihr seid nicht allein. Wir sind viele und es liegt an uns, unsere Demokratie zu schützen.“

Festredner Lars Klingbeil hob in seiner Rede hervor, wie wichtig das Engagement für eine freie und offene Gesellschaft sei. Ganz im Geiste von Johannes Stelling brauche unser Land Alltagshelden, die sich für Demokratie, Freiheit und Zusammenhalt immer wieder aktiv einsetzten. Dies zeichne alle Preisträgerinnen und Preisträger des Johannes-Stelling-Preises aus. „Ich möchte mich bei allen bedanken, die laut sind und die dafür sorgen, dass unsere Gesellschaft auch weiterhin auf dem richtigen Weg ist“, so SPD-Vorsitzender Lars Klingbeil.

Für Julian Barlen, Fraktionsvorsitzenden der SPD-Landtagsfraktion, sind Birgit und Horst Lohmeyer würdige Preisträger des Stelling-Preises 2023. „Seit inzwischen 16 Jahren setzen Birgit und Horst Lohmeyer im kleinen Ort Jamel mit dem Forstrock ein deutliches Zeichen gegen Rechts und für eine freie, bunte und offene Gesellschaft. Längst wirkt ihr Festival weit über die Grenzen MVs hinaus. Vor allem müssen wir uns klar machen: Auch an den 362 Tagen des Jahres, wo kein Scheinwerferlicht auf Jamel gerichtet ist, zeigen Lomeyers in unmittelbarer Nachbarschaft teils verurteilter, gewaltbereiter Rechtsextremer. Dafür gebührt ihnen unser Respekt und damit stehen Birgit und Horst Lohmeyer sinnbildlich für die vielen Menschen, die sich tagein, tagaus und über Jahre in MV auch im Alltag gegen Demokratiefeinde bekennen.

In Mecklenburg-Vorpommern verfügen wir tatsächlich über eine sehr breit aufgestellte und lebendige Zivilgesellschaft, die sich ganz im Geiste Johannes Stellings für unser demokratisches Miteinander einsetzen. Das zeigen auch die zahlreichen Vorschläge, die wir auch in diesem Jahr wieder für den Stelling-Preis erhalten haben. Ich gratuliere allen Preisträgerinnen und Preisträgern zur diesjährigen Auszeichnung, vor allem aber danke ich für das vielfältige und so wichtige Engagement für ein demokratisches und friedfertiges Miteinander in MV“, erklärte Julian Barlen.

Hintergrund zu Preisträger*innen

Hauptpreisträger

Birgit und Horst Lohmeyer „Jamel rockt den Förster“  (Kategorie „Musik und Kultur“)

Seit 2007 organisieren die Lohmeyers ein gegen Rechts gerichtetes Musikfestival auf ihrem Hof in Jamel. Eigentlich wollten sie in Jamel nur ihren Altersruhesitz finden, aber der Ort wurde von Neonazis gezielt als „nationalsozialistisches Musterdorf“ besiedelt. Trotz vieler Versuche, die Lohmeyers aus Jamel zu vertreiben, blieben die Lohmeyers und sehen es als ihre Lebensaufgabe an, ein Zeichen gegen völkische Indoktrinierung zu setzen. Das Musikfestival „Jamel rockt den Förster“ ist deutschlandweit bekannt. Und den Lohmeyers gelingt es immer wieder, die Größen der deutschen Musikszene für ihre Sache zu gewinnen. Dass ihre Idee, mit guter Stimmung für Demokratie zu werben, wirkt, zeigt sich unter anderem darin, dass das Festival seit Jahren ausverkauft ist, ohne dass vorab das Lineup bekannt ist.

EhrenpreisträgerInnen:

Kategorie „Integration, Jugend und Flüchtlingsarbeit“: Initiative „Jugend spricht“

Die Initiative „Jugend spricht“ wurde 2019 ins Leben gerufen und betrachtet sich als Initiative von Geflüchteten für Geflüchtete in Mecklenburg-Vorpommern. Die Initiative organisiert und führt monatliche Workshops und Seminare durch, z.B. zum Thema Asyl- und Arbeitsrecht oder Empowerment-Trainings gegen Rassismus. Daneben organisieren die Mitglieder der Initiative multikulturelle Feste und Abende sowie zahlreiche Freizeitaktivitäten für geflüchtete Kinder und Jugendliche. Ziel der Initiative ist der Aufbau einer ersten migrantischen Selbstorganisation, Jugendlicher. Unterstützung erhält die Initiative vom Ideenfonds und dem Bund Deutscher PfadfinderInnen – Landesverband MV e.V.  .

Kategorie „Recherche, Erinnerungsarbeit und Gedenkkultur“:  Anja Baum und Dr. Kathleen Haack

Anja Baum aus Ueckermünde und Dr. Kathleen Haack aus Rostock beschäftigen sich mit der Geschichte psychiatrischer Heilanstalten. Gemeinsam arbeiten sie an einem Projekt zur Aufarbeitung der Geschichte der Psychiatrie des AMEOS-Klinikums Ueckermünde. Dazu wurden unter anderem die historischen Patientenakten von 1875 bis 1954 gesichert und bereits teildigitalisiert, um sie für die weitere Forschung zugänglich zu machen. Mit verschiedenen Projekten und Publikationen werden sowohl die NS-Euthanasie als auch die Psychiatrie in der DDR erforscht. Mit Schülerprojekten schaffen die beiden Forscherinnen Räume für eine zeitgemäße Erinnerungs- und Gedenkkultur.

Kategorie „Sport, Integration und Inklusion“:  Fußballverein Kickers JuS 03 e. V.

Der Fußballverein Kickers JuS 03 e. V. zeichnet sich seit der Gründung durch eine engagierte Jugend- und Sportförderung in Stavenhagen und der Region aus. Neben den sportlichen Erfolgen ist sich der Verein auch abseits des Platzes seiner Verantwortung bewusst. So trägt er seit seiner Gründung zur aktiven Integration von geflüchteten Menschen bei und bietet u. a. Menschen aus der Flüchtlingsunterkunft Jürgenstorf ein sportliches Zuhause. Für das Vereinsleben der Mitglieder ist die Hautfarbe, Herkunft oder auch ein Handicap egal. Gerade im Hinblick auf die Inklusion ist Kickers JuS 03 e. V. 2023 einen wichtigen Schritt gegangen und hat in Kooperation mit den Diakoniewerkstätten die Mannschaft „Inklusion Kickers“ gegründet.

Hintergrund zum Johannes-Stelling-Preis

Namensgeber Johannes Stelling wurde mit weiteren politischen Mitstreitern für deren aufrechte Haltung für die Demokratie in der Nacht vom 21. zum 22. Juni 1933 in Berlin von den Nazis ermordet. Mit dem Johannes-Stelling-Hauptpreis und weiteren Ehrenpreisen erinnern wir als SPD-Fraktion seit der ersten Verleihung 2006 an Stellings Wirken, Schicksal und demokratisches Vermächtnis und würdigen Menschen oder Einrichtungen in unserem Bundesland, die gegen diskriminierende Tendenzen eintreten, strukturelle oder direkte Gewalt gegenüber benachteiligten Menschen oder Gruppen bekämpfen, Zivilcourage und bürgerschaftliches Engagement zeigen oder demokratische und rechtsstaatliche Prinzipien gegen totalitäre Bestrebungen verteidigen. Wir würdigen den unermüdlichen Einsatz der Preisträger mit dem mit in der Summe 4.500 Euro dotierten Stellingpreis.

Kontakt
  • Fraktionsvorsitzender
  • Sprecher für Strategien für Demokratieförderung und Extremismusbekämpfung