Im Landtag wurde heute der interfraktionelle Antrag „Demokratische Erinnerungskultur an Schulen stärken“ beschlossen. „Erinnerungskultur gehört zur historisch-politischen Bildung. Sie ist ein wesentlicher Baustein, um Kinder und Jugendliche frühzeitig für Demokratie und ein menschliches Miteinander zu sensibilisieren. Umso wichtiger ist das heutige Zeichen, dass die Demokrat*innen im Landtag heute bei einem so wichtigen Thema wieder beieinander stehen“, erklärt Nadine Julitz, Sprecherin für politische Bildung der SPD-Fraktion.
„Der heute beschlossene Antrag zeigt, dass wir alle nach wie vor wissen, wie wichtig Erinnerungskultur ist, und sie ist die beste Form, miteinander umzugehen. Darum danke ich den beteiligten Fraktionen von Linke, SPD, CDU, Grünen und FDP für diesen erneuten interfraktionellen Antrag zur Erinnerungskultur. Gerade in Zeiten von wachsendem Antisemitismus und rassistischen Übergriffen können und werden wir keinen Schlussstrich unter die dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte ziehen. Wir brauchen eine dauerhafte und lebendige Auseinandersetzung mit den Gräueltaten in der Nazizeit. Erinnern ist wichtig für die Zukunft unseres Landes, für unser Zusammenleben in Demokratie, für das Demokratieverständnis bereits in jungen Jahren. Dabei geht es nicht um das Erinnern des Erinnerns wegen, sondern darum anschaulich Wissen zu vermitteln, demokratisch-humanistische Haltungen zu prägen. Das brauchen junge Menschen für ihre und unser aller Zukunft; das ist eine Grundlage, auf der wir gemeinsam Gegenwart und Zukunft gestalten.
Darum hat der Antrag vier wesentliche Punkte: einen früheren Beginn und eine durchgängige historisch-politische Bildung in der Schule, das Lernen innerhalb von Projekten – für jede*n Schüler*innen mindestens einmal im Schulleben, dass Schulen vereinfachter Gedenkstättenfahrten anbieten können und auch, dass neue digitale Angebote für die Erinnerungskultur geschaffen werden. Hierbei geht es um ein empathisches Erinnern ohne erhobenen Zeigefinger. Es geht darum, zu zeigen, wohin Hass, Hetze, Rassismus und Antisemitismus führen können. Jeder Besuch einer Gedenkstätte bereichert den Geschichtsunterricht und leistet einen wichtigen Beitrag zur Erinnerungskultur. Schwierig ist für eine emotionale Erinnerungskultur, dass sich die Zahl der Zeitzeugen der Verbrechen durch die Nationalsozialisten jeden Tag verringert. Uns bleibt nur noch wenig Zeit, Gespräche mit den Menschen zu führen, die das Naziterrorregime persönlich durchlebt haben. Wir benötigen aber genau diese emotionalen Zugänge zu den Geschehnissen der Vergangenheit und wollen sie den jungen Menschen auch in Zukunft offen halten. Das müssen wir sensibel und altersgerecht machen. Auch das liegt in unserer Verantwortung.
Insbesondere Schule ist für diese Art der historisch-politischen Bildung ein guter Ort. Schülerinnen und Schüler lernen die Grundlagen und darüber hinaus für ihr späteres Leben. Denn Schule ist mehr als nur das bloße Lernen von Fächern wie etwa Deutsch und Mathe. Es muss eben auch ein Ort sein, an dem die Werte unserer Demokratie erlernt und gelebt werden. Unsere demokratischen Werte, die Regeln unseres Zusammenlebens und die Möglichkeiten und Chancen, aber auch Herausforderungen, die sich daraus ergeben.
Wir knüpfen mit diesem Antrag an die ebenfalls interfraktionellen Anträge im vergangenen Jahr an: ‚Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Zukunft gestalten – Erinnerungskultur stärken, falschen historischen Gleichsetzungen entgegentreten‘ und ‚Nie wieder! Aus der Geschichte lernen für die Zukunft‘ und stellen uns erneut und weiter unserer historischen Verantwortung, unseren Kindern und den nachfolgenden Generationen ein friedlicheres, toleranteres und demokratischeres Zusammenleben zu ermöglichen.“
27. Januar 2023
Erinnerungskultur als empathisches Erinnern – altersgerecht und frühestmöglich
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