SPD Landtagsfraktion Mecklenburg Vorpommern
Mehmet Turgut wurde am 25. Februar 2004 in Rostock vom Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) kaltblütig ermordet. Heute werden an der öffentlichen Gedenkveranstaltung in Rostock die Rostocker SPD-Abgeordneten Julian Barlen und Ralf Mucha teilnehmen. Organisiert wird die Veranstaltung durch die Hanse- und Universitätsstadt Rostock und die Gedenkinitiative „Mord verjährt nicht!“. „Wir gedenken heute Mehmet Turgut und erneuern unsere Versprechen, dass es keinen Schlussstrich unter der Aufarbeitung gibt“, bekräftigt Julian Barlen, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Landtag Mecklenburg-Vorpommern. Neben der Familie Mehmet Turguts werden auch die Landesintegrationsbeauftragte Jana Michael und Seyhmus Atay-Lichtermann als Mitglied des städtischen Migrantenrats teilnehmen. 
Julian Barlen weiter: „Wir gedenken heute Mehmet Turgut. Aber wir gedenken zugleich aller Opfer. Ihre Namen lauten: Enver Şimşek, Abdurrahim Özüdoğru, Süleyman Taşköprü, Habil Kiliç, Mehmet Turgut, İsmail Yaşar, Theodoros Boulgarides, Mehmet Kubaşık, Halit Yozgat und Michèle Kiesewetter. Diese zehn Menschen hat die rechtsextreme Terrororganisation Nationalsozialistischer Untergrund zwischen 2007 und 2010 ermordet. Der NSU verübte zeitgleich mehrere Bombenanschläge mit Dutzenden Verletzten. Das Trio handelte elf Jahre lang vollkommen unentdeckt. Durch die beispiellose Mordserie ist unfassbares Leid geschehen, das durch die strukturellen Probleme und schlimmen Versäumnisse der Aufklärung noch verstärkt wird.

Das macht für mich die hochgefährliche Dramatik nochmals deutlich, warum wir alles unternehmen müssen, um weiter aufzuklären. Die beiden Täter sind tot, ihre Komplizin lebenslang hinter Gittern. Trotzdem gibt es noch immer zu viele ungeklärte Fragen. Es besteht ein großes Umfeld an Mitwissern und Unterstützern, die wir nicht kennen. Darunter auch Vertrauenspersonen des Verfassungsschutzes und der Sicherheitsorgane. Deshalb sind wir den Opfern und ihren Angehörigen schuldig, nicht nachzulassen, nicht leise zu werden und weiterhin die Zusammenhänge und möglichen Ermittlungspannen auch in Mecklenburg-Vorpommern aufzuklären. Das haben wir damals versprochen. Das werden wir halten.“

Ralf Mucha, Mitglied im NSU-Untersuchungsausschuss, ergänzt: „Die perfiden Taten und die nicht aufgedeckten rechten Netzwerke sind Mahnung und Auftrag zugleich, Rechtsextremismus – insbesondere Rechtsterrorismus jeden Tag entschieden entgegenzutreten. Wir dürfen nichts unversucht lassen! Von der Einlösung des Versprechens sind wir noch weit entfernt. Wir wissen nicht, warum der NSU in MV unterwegs war, wie die Opfer ausgewählt und ausgespäht wurden, welche Neonazikreise in MV den NSU unterstützt haben und warum die Sicherheitsbehörden so lange in die falsche Richtung ermittelt haben. Wir sind es den Opfern des NSU schuldig, die Aufklärung der Tathintergründe und Unterstützernetzwerke weiter voranzutreiben. Dafür setzen wir auch jetzt den parlamentarischen Untersuchungsunterschuss im Landtag mit aller Vehemenz und Unnachgiebigkeit fort.“

Hintergrund:
Mehmet Turgut war das fünfte Opfer des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU). Der damals 25-Jährige wurde während der Arbeit in einem Imbissladen getötet. Die Täter Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt wurden am 4. November 2011 tot in einem ausgebrannten Wohnmobil gefunden, ihre Komplizin Beate Zschäpe kurz darauf festgenommen und vor Gericht gestellt. Sie erhielt lebenslange Haft.
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